Pädagogisches Konzept der Abteilung Pädiatrie

1. Rahmenbedingungen

1.1. Schülerinnen und Schüler

Die Schülerinnen und Schüler kommen von Schulen aller Art und aus allen Bildungsgängen, darunter gibt es auch Schülerinnen und Schüler beruflicher Schulen. Pro Woche sind dies bis zu 40 Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Krankheitsbildern. Sie sind Patientinnen und Patienten in stationärer Behandlung des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, des Neurozentrums, des Herzzentrums des Universitätsklinikums sowie des St. Josefskrankenhauses. Abhängig von der Schwere der Erkrankung wird der Unterricht zeitlich und inhaltlich der individuellen Situation angepasst. Er findet je nach Art der Erkrankung im Schul- oder Patientenzimmer auf den jeweiligen Stationen der Universitätsklinik und im St. Josefskrankenhaus statt.

 1.2. Lehrkräfte

In der Abteilung Pädiatrie sind acht Lehrkräfte der Klinikschule mit den Lehrämtern für Grundschule/Hauptschule/Werkrealschule, Realschule, Gymnasium und Sonderpädagogik eingesetzt. Jede Lehrkraft ist für eine oder mehrere Stationen zuständig und widmet sich allen auf diesen Stationen anfallenden unterrichtlichen, kooperativen und organisatorischen Aufgaben. Ergänzend unterrichten Fachlehrer für Mathematik und Sprachen. Eingebunden in den Stationsablauf findet der Unterricht sowohl vor- als auch nachmittags statt. Vorrangig werden die Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen unterrichtet.

Der Unterricht wird durch Beratungsangebote in allen bildungsrelevanten Belangen ergänzt.


1.3. Ausstattung

Für den Unterricht stehen in der Kinderklinik Räume auf den Stationen Moro, von Pfaundler und Escherich zur Verfügung. Diese sind zugleich Arbeitsräume für die Lehrkräfte. Die Räume bieten die Möglichkeit, ein bis zwei Schülerinnen und Schüler zu unterrichten und sind mit Computerarbeitsplätzen ausgestattet.  Häufig - abhängig vom Gesundheitszustand - findet der Unterricht am Krankenbett oder an kleinen Tischen in den Patientenzimmern statt. Nachschlagewerke, Lernsoftware, gängige Lehrwerke und Übungsmaterialien stehen vor allem für die Hauptfächer Deutsch, Englisch und Mathematik zur Verfügung. Daneben werden diverse Freiarbeitsmaterialien, wie z. B. LOGICO, verschiedene Lernspiele sowie Tablets eingesetzt.



2. Pädagogische Schwerpunkte und Ziele

Das pädagogische Konzept folgt dem pädagogischen Selbstverständnis und den Grundsätzen des Schulprogramms der Klinikschule und ist auf die schulischen Anforderungen und Entwicklungsbedingungen sowie insbesondere die krankheitsbedingten Einschränkungen der Schülerinnen und Schülern abgestimmt.

Die Klinikschule berät die Schüler*innen, Eltern und Schulen bei Fragestellungen zum Umgang mit Krankheit und schulischen Anforderungen. Sie koordiniert alle Belange in Bezug auf die Stammschule. Dazu gehören z. B. die Wiedereingliederung in die Stammschule, Gestaltung des Nachteilsausgleichs und Beratung zur weiteren Schullaufbahn.

Die Klinikschule sichert somit die Kontinuität im Bildungsprozess, bietet den Kindern, Jugendlichen und Eltern ein Stück Normalität während der Krankheitsphase und Entlastung durch Sicherung der Bildungsbiographie.

Der Unterricht richtet sich nach dem Bildungsplan des jeweiligen Bildungsganges, dem Lehrplan der jeweiligen Stammschule sowie dem individuellen Förderbedarf und dem Befinden der erkrankten Schülerinnen und Schüler.

Vorrangig werden Kernfächer wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen unterrichtet. Der Unterricht ist mit den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und den Stammschulen abgestimmt. Regelmäßige Absprachen mit dem Klinikpersonal sind notwendig, da ggf. medizinische Maßnahmen Vorrang haben.

Ziele des Unterrichts:

-       Erfolg und Freude beim Lernen trotz Krankheit (Unterstützung des Gesundungsprozesses/der Genesung)
-       Stärkung des Selbstkonzeptes
-       Bereicherung des Alltags in der Klinik durch schulische Angebote
-       Lerninhalte wiederholen, festigen und weiterführen
-       Individualisierte Förderung
-       Training von Lern- und Arbeitsmethoden
-       Entlastung durch Reduktion und Konzentration der Lerninhalte auf das Wesentliche
-       Anschluss an den Lernstand der Stammschulklasse

 

Aufgaben der Lehrkräfte auf den Stationen und weitere Unterstützungsangebote  

-       Organisation und Durchführung des Unterrichts in der Klinik
-       Kooperation mit den Familien und Stammschulen
-       Abstimmung mit der Stammschule bzgl. wesentlicher Arbeitsschwerpunkte und prüfungsrelevanter Inhalte
-       Reintegration in die Stammschule nach dem Klinikaufenthalt
-       Durchführung von Stammschulbesuchen
-       Veranstaltungen zur spezifischen Beratung, Information und Aufklärung über Belastungs-, Lern- und Entwicklungsbedingungen
von Schülerinnen und Schülern mit einer Erkrankung für Lehrkräfte und Eltern, Schulklassen (sogenannte Stammschulbesuche)
-       Mitwirkung an Besprechungen (runde Tische, Helferrunden, ...)
-       bei Bedarf Vorbereitung und Durchführung von Prüfungen an der Klinikschule
-       Unterstützung in Fragen der Berufsfindung vor dem Hintergrund der jeweiligen Erkrankung
-       Zusammenarbeit und Absprachen mit Kooperationspartnern außerhalb der Klinik
-       Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern medizinisch-pflegerischer und psychosozialer Berufe
auf den Stationen und in den Ambulanzen der Klinik
-       Fortbildung zu pädagogischen und medizinischen Themen im Zusammenhang mit schulischem Lern- und Leistungsverhalten
-       Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von Hausunterricht

 

3. Unterricht

 Tagesablauf am Beispiel der Station von Pfaundler

Der Tag beginnt damit, anhand von Stationslisten einen Überblick über die anwesenden Patienten im Schulalter zu bekommen. In der sich anschließenden Übergabe mit dem Stationsteam werden Details über den aktuellen Gesundheitszustand der Patienten besprochen. Man kann dementsprechend abschätzen, bei welchen Schülern Unterricht möglich ist bzw. gar nicht oder nur eingeschränkt stattfinden kann. An dieser Stelle erhält man auch Auskunft über ambulante, ehemalige Schüler und erfährt Details zu geplanten Behandlungsabläufen.

Im Anschluss daran erfolgen Unterrichtsabsprachen mit Kollegen und das Erstellen eines Stundenplanes/des Tagesarbeitsplans der Lehrkraft. Bei einem Rundgang über die Stationen werden die Unterrichtstermine mit den Schülern und den Stationsabläufen abgestimmt. Der Unterricht findet, wie bereits beschrieben, auf den Schulzimmern der Stationen oder in den Patientenzimmern statt.



4. Beratungs- und Unterstützungsangebote im Rahmen des Sonderpädagogischen Dienstes

Neben der weiterführenden Beratung von Schülerinnen und Schülern in stationärer Behandlung bieten wir im Rahmen des Sonderpädagogischen Dienstes Beratung und Unterstützung zum Thema „Krankheit und Schule“ an.

 Dazu gehören:

• Informationen über Auswirkungen von Erkrankungen auf den Schulalltag
• Beratung für die erfolgreiche Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf
im Zusammenhang mit einer Erkrankung
• Unterstützung bei der schulischen Reintegration sowie bei der Entwicklung von schulischen Rahmenbedingungen
• Aufklärung und Information über einzelne Erkrankungen in Schulklassen,
• Aufklärung und Information an Elternabenden, Konferenzen und Pädagogischen Tagen zum Umgang mit Erkrankungen im Schulalltag
• Schullaufbahnberatung
• Vermittlung von Kontakten, Adressen und Institutionen sowie zu medizinischen und psychologischen Fachkräften
• Beratung beim Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung.
• Unterstützung und Beratung bei der Anwendung der Regelungen des Nachteilsausgleichs gemäß der gültigen Vorschriften.      

Dabei kooperieren wir eng mit den Familien und den Stammschulen, mit den Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften, den Sonderpädagogischen Diensten und gelegentlich mit Vertretern der Jugendhilfe.

Schwerpunkte bilden die Themen Diabetes Mellitus, Epilepsie, Narkolepsie, Mukoviszidose, Multiple Sklerose, onkologische und kardiologische Erkrankungen oder auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen.

Auf Anfrage beraten und unterstützen wir Eltern, Schülerinnen und Schüler, Schulen sowie andere Einrichtungen und Institutionen im Bereich des Staatlichen Schulamtes Freiburg beim Aufbau geeigneter Hilfesysteme und bei der Entwicklung einzelfallbezogener und einzelfallübergreifender Förderkonzepte.  

Stand: 10/2019

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